Ein Tag im Wald

 

Waldkindergarten Lüneburg e.V.

 

 

 

Gegen 9.30 Uhr sind wir ungefähr da. Nun haben erst mal alle Hunger. Es ist Frühstückszeit! Gemeinsam wird die blaue Tischdecke ausgebreitet und jeder sucht sich einen Platz. Isomatte ausrollen, Brotdose und Thermoskanne auspacken. „Muss nochmal jemand Pipi?“ Heute darf Janne das Wasser halten und Gustav und Carl unser Handtuch.

Erst danach können wir essen. Mal schnell, weil doch die Hütte noch gebaut werden will, mal langsam, weil es so gemütlich ist zu sitzen und zu gucken und zu quatschen. Im Winter eher schneller, sonst wird es kalt und bei Regen sitzen wir unter unserer Regenplane, das hört sich so kuschelig an. Im Frühling lauschen wir gespannt den Vögeln.

 

Spielen, Basteln, Spaß haben

Und ab 10.00 Uhr heißt es Freispiel. Staudämme brechen, Häuser bauen und Suppe für die Babykatzen, Schabrackenschakale und Nachbarin kochen. Oder doch lieber sägen, schnitzen, Wolle knoten, Kordeln drehen,

spielen, lachen, suchen, sammeln, hämmern, matschen, basteln, malen, Witze machen, Geschichten erzählen, singen, quatschig sein, stolpern, weinen, trösten, streiten, schimpfen, quengeln, quietschen, schreien,...es gibt immer etwas zu tun. Und ist einem mal langweilig, dann kann er sich die Hängematte zwischen zwei Bäume spannen und den anderen zuschauen. Jetzt ist auch die Zeit für unsere Angebote. Spontane, Geplante, Projekt bezogene und Kinderwünsche.

Die Zeit vergeht wie im Fluge, mal schneller, mal etwas langsamer.

 

Schon ist es 11.30 Uhr, Zeit für einen Imbiss. Manche denken “Wie, ich habe doch gerade erst gegessen“ und spielen weiter. Andere sind schon wieder völlig ausgehungert. Andere wiederum wollen einfach kuscheln und ein Buch anschauen. Gemütlich setzen sich die, die Lust haben, nach dem erneuten Händewaschen in einen Kreis, essen, kuscheln und lauschen der Geschichte, die vorgelesen wird.

 

Und um 12 Uhr heißt es einpacken. Wer kann helfen, wer braucht Hilfe? Mein Rucksack ist leicht weil ich alles aufgegessen habe, und meiner ist schwer weil ich meine Jacken eingepackt habe. Die Schaufel muss noch mit und wo ist mein schöner Stock? Jetzt machen wir uns auf den Rückweg. Wer ist müde? Dann komm doch an meine Hand, ich gebe dir was von meiner Kraft ab.

 

Zwischen 12.30 und 13 Uhr werden die Wakigakis, die manchmal aussehen wie kleine Matschmonster, abgeholt.

 

Was wir sonst noch tun

Und manchmal bleibt es auch ruhig im Wald. Dann treffen sich die Wakigakis woanders. Zum Beispiel im Theater, beim Äpfel pflücken, auf dem Bauernhof oder bei einem Kind aus der Gruppe zu Hause.

An manchen Tagen sausen sie aber auch alle mit ihren Fahrrädern, Laufrädern oder Rollern durch den Wald und zweimal im Jahr führen sie selber ganz besonders schöne Theaterstücke auf.

 

Einmal im Jahr dürfen auch die ehemaligen Waldkinder einen Nachmittag gemeinsam in „ihrem“ Wald verbringen und spannende Aufgaben lösen. Unsere Ehemaligen-Treffen sind immer gut besucht. Kinder, Eltern und natürlich auch die ErzieherInnen freuen sich auf ein Wiedersehen.

 

 

Matschen und Spielen, Toben und Klettern und immer wieder Spielen!

Mehr brauchen Kinder nicht, um glücklich zu sein. Wie gut, wenn sie das im Kindergarten nach Herzenslust mit anderen erleben können. Das gilt für Haus- und für Waldkindergärten.

Doch im Wald ist so einiges anders. Die Natur bestimmt den Raum – beständig und doch immer wieder neu – im Wechsel der Jahreszeiten. So zeigt sich der vertraute Wald des Kindergartens lebendig und wechselhaft. Zartes Grün sprießt im Frühling im Unterholz und will genauso geschont werden wie brütende Vögel. Schattige Plätze und kühles Bachwasser laden im Sommer zum Verweilen und Plantschen ein. Buntes Laub und grauer Nebel verwandeln Wege und Plätze im Herbst in eine verwunschene Zauberlandschaft. Und aus manchem Hang, der sonst zum Rutschen einlud, wird im Winter eine Rodelbahn und Schneewesen grüßen Spaziergänger.

 

Matschen – Natur- und Körpererfahrung

„Matscht du gerne in Kindergarten?“ „Ja“ (mit einem Strahlen in den Augen) „Was ist daran so schön?“ „Das Matschen!“ „Und was machst Du dabei am liebsten?“ „Matschkugeln.“, Alruna 3 Jahre im Gespräch mit ihrer Mutter

 

Wasser, Erde, Sand – das ist für Kinder kein ekliger Dreck, sondern ein sinnliches Erlebnis. Und dem geben sie sich gerne und intensiv hin. Im Wald ergibt sich das Matschen ganz von allein. Hier eine Pfütze, da patschiger Schlamm – welche wohlige Schmiererei mit Händen und Füßen. Nasse, klebrige Herbstblätter werden zu kleinen Kunstwerken zusammen gepatscht, zermuste Beeren, Blätter und Blüten zu Puppenbrei und Tierfutter gerührt. Und keiner schimpft, dass Hose oder Jacke sauber bleiben müssen.

 

Das Matschen ist aber mehr als sinnliches Vergnügen. Es geht auch um elementare Fragen: Wie fühlen sich meine Hände an, wenn der Matsch trocknet? Klebt Matsch gut zusammen, wenn ich Sand und Stöcke einknete? Sinkt mein Fuß immer tiefer und tiefer in die matschige Schlammpfütze oder kommt er irgendwann auf festen Grund? Solche Fragen entstehen beim Spiel. Sie lassen sich nur beantworten, wenn man ausprobiert und experimentiert.

Im Waldkindergarten gibt es dafür Zeit und Gelegenheit.

 

 

Klettern – Bewegung

Bäume ragen in den Himmel, Baumstämme liegen quer über dem Bach, Baumstümpfe verstecken sich am Wegesrand – das lädt zum Ausprobieren, Balancieren, Sich-üben ein. Wie hoch kann ich klettern? Wie komme ich über den Bach? Wie weit kann ich vom Baumstamm aus springen.

Tag täglich haben die Kinder immer wieder die Möglichkeit ihre eigenen Grenzen zu testen, die Geschicklichkeit zu erproben, ihr Können zu steigern. Und das ganz nebenbei: Auf ihrem Weg durchs Unterholz, beim Spielen an den Lieblingsplätzen, beim Durchqueren der naturbelassenen Flächen.

 

Das Bewegen auf unebenem Gelände fördert Gleichgewicht, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Haltungsschäden und Übergewicht wird vorgebeugt, grob- und feinmotorische Geschicklichkeit geübt. Klettern, Balancieren und Sich-üben sind elementar für die motorische Entwicklung. Die Kinder lernen sich, ihre eigenen Fähigkeiten, ihren Körper und ihr Geschick durch das tägliche Bewegen in der Natur besser kennen und einschätzen – was auch die Unfallgefahr beim Herumtoben mindert.

 

Im Waldkindergarten sind die Kinder ständig in Bewegung – ohne Zwang, ganz spielerisch und an der frischen Luft.

 

 

Spielen – Fantasie und soziales Miteinander

„Mir war es wichtig, dass meine Tochter sich ausprobieren kann, entdecken kann, was alles in ihr steckt. Dafür wollte ich bewusst eine Umgebung haben, in der es kein vorgefertigtes Spielmaterial gibt.“ Mutter eines Waldkindes

 

Hier gibt es keine Puppenecken, keinen Bauteppich und keinen Toberaum. Im Wald gibt es Steine, Stöcke, Gräser und Kräuter, Blätter und Blüten, Sträucher und Büsche. Das sind die Bausteine für kreatives Spiel. Gerade war der Stock noch eine Rakete, auf der es sich blitzschnell durch das Weltall fliegen lässt, dann wurde er zum Staubsauger im Buschhäuschen und am Ende der Wanderstock für den langen Rückweg.

Der Wald bietet Platz zum wilden und zum ruhigen Spiel. Er lädt ein zum gemeinsamen Toben und gemütlichem Beisammensein. Hier verwandeln sich Kinder in wirbelige Drachen und zahme Ponys, die je nach Temperament spannende Abenteuer erleben oder in beschützen Weiden und Ställen umsorgt werden.

 

Das Spiel mit Naturmaterialien regt die Fantasie an. Das gemeinsame Spielen in der Natur fördert das Sozialverhalten, denn besonders im Wald wird das Miteinander geschult. Die Kinder sind den ganzen Vormittag als Gruppe unterwegs und kommunizieren viel miteinander. Sie wachsen zu einer festen Gemeinschaft zusammen, die achtsam miteinander umgeht.

 

Der Waldkindergarten steckt voller Spielideen, Spielmaterialien und Spielanlässen – und wartet darauf von den Kinder entdeckt zu werden.

 

Alles in allem:

Die Natur fördert die kindlichen Entwicklung. Das Spielen, Toben und Matschen im Wald macht Kinder stark und mutig fürs Leben. Sie werden selbständig und selbstbewusst. Der Aufenthalt im Freien wirkt sich dabei positiv auf das seelische und körperliche Wohlbefinden aus.

Das erleben wir im Wald

Morgens um 8 Uhr im Hasenburger Wald. Vögel zwitschern, Blätterrauschen, Bachplätschern.

Nach und nach kommen 15 kleine und ein paar große Menschen an. Ein kleines Stück zu Fuß vom Parkplatz zu einer Bank kurz hinter unserem Bauwagen. Manche beginnen gleich damit Laubbahnen zu bauen, andere klettern über die selbstgebaute Brücke am Bach. Es werden Erlebnisse berichtet, Nasen geputzt und auch die Großen haben Zeit für einen kurzen Informationsaustausch mit den Erzieherinnen und auch untereinander.

 

Bis 8.30 Uhr sind auch die letzten Kinder in den Wald getrudelt und haben sich von ihren Eltern verabschiedet. Nun ist es Zeit für den Morgenkreis. Dafür sitzen wir gemeinsam im Kreis und starten unseren Vormittag. Ein

kleines Spiel, ein lustiges Lied, ein Mitbringsel von zu Hause oder ein spannendes Erlebnis weckt unser Interesse. Und manchmal lässt uns die viele Energie und Neugier auf den Tag auch schnell wieder fertig werden.

„Wir knien im Kreis, ja das sind wir, nun seht euch einmal um, wer ist denn hier?“ Alle die dabei sind werden beim Namen genannt „Charlotte ist hier, Merlin ist hier...Und alle zusammen das sind wir!“ Nun wird gezählt wie viele Kinder heute da sind: 13. Bis 15 fehlen noch zwei, wer fehlt? Und warum? Danach heißt es „Muss nochmal jemand Pipi? Braucht noch jemand etwas aus dem Bauwagen?“

 

Der Weg in den Wald

Um 8.50 Uhr heißt es dann Rucksäcke auf und los in den Wald. Vorbei am "Einkaufsladen", ein Kind streckt seinen Kopf zwischen einem gegabeltem Baum durch „Wer will noch etwas einkaufen?“ „Guten Tag ich hätte gerne eine Käsestange, wie viel kostet das? “ dreiundfünfzighundert“ „Huch, das ist aber teuer“ „Dann kostet sie gar nichts! Der nächste..“ Als nächstes kommen die Baumstämme, gehen wir schnell weiter oder wollen wir heute balancieren?

Da eine Kastanie, und noch eine und noch eine. Und der Hund da vorne, den kennen wir schon, vielleicht dürfen wir ihn streicheln? Und an jeder Wegkreuzung wird gewartet, bis alle da sind, damit wir uns nicht verlieren und auch die Kinder mit noch etwas kürzeren Beinen Zeit zum Verschnaufen finden.

Inzwischen kennen wir schon viele Frühstücksplätze, die wir je nach Witterung, Schonzeiten und Lust aufsuchen. An der Kreuzung zum "Strand" stimmen wir ab, ganz demokratisch. „Wer will alles zum Strand?“ „Wer will alles zur Pilzvase“ „Und wer will alles zum Schaukelplatz?“ Schnell sammeln wir uns in kleinen Gruppen.

Weiß ich überhaupt was ich will? Oder stell ich mich zu meiner Freundin...

Wo stehen am meisten, wer kann schon zählen? Ist 8 mehr als 7?

Geschafft – heute geht es zur Buchenschüssel. Der Weg dahin ist noch weit, aber wir haben ja Zeit.

 

Waldkindergarten Lüneburg e.V. Telefon: 04131 - 6084530

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